Wernigerode. Am Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben gibt es ab sofort ein Perinatalzentrum. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Behandlungszentrum von Frauen- und Kinderklinik zur Betreuung von Risikoschwangerschaften und Behandlung von deutlich zu früh geborenen Babys. In Wernigerode können Frühgeborene bereits ab der 29. Schwangerschaftswoche – damit 11 Wochen vor dem eigentlichen Geburtszeitpunkt – medizinisch versorgt werden. Die Kinder müssen dabei mindestens 1250 Gramm wiegen, das ist deutlich weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Gewicht. Dem Harzklinikum wurde vom Sozialministerium die Anerkennung als „Perinatalzentrum Level 2“ verliehen und mit dieser Qualifikation in den Krankenhausplan Sachsen-Anhalts offiziell aufgenommen.
Herzstück des Perinatalzentrums am kommunalen Krankenhaus ist die Neonatologie, die Intensivstation für Früh- und Neugeborene, mit ihren acht Betten, die auf bis zu 12 Betten erweitert werden kann. Diese befindet sich im modernen Klinikneubau, die Behandlungs- und Patientenzimmer sind großzügig dimensioniert und nach neuestem Stand der Medizintechnik ausgestattet. „Heute ist ein wirklich guter Tag für die Eltern von Frühgeborenen. Und zugleich ein Tag, der eine weitere wichtige Entwicklung unseres Hauses beschreibt“, erklärt Dr. Peter Redemann. Für den Geschäftsführer des Harzklinikums Dorothea Christiane Erxleben ist die Ausweisung als Perinatalzentrum der logische Schritt in einem mehrjährigen Prozess der fachlichen Entwicklung in den Teams von Frauen- und Kinderklinik sowie umfassenden Bauvorhaben und Strukturveränderungen. Das Harzklinikum ist eines von insgesamt sechs Perinatalzentren in Sachsen-Anhalt, das einzige im Harzkreis und darüber hinaus im Umkreis von Göttingen, Braunschweig, Magdeburg und Halle – in diesen Großstädten gibt es ebenfalls solche Zentren für Frühgeborene. Dr. Peter Redemann: „Unsere Ausweisung als Perinatalzentrum Level II im Krankenhausplan des Landes macht für alle Patientinnen deutlich erkennbar, wo in der Harzregion Kompetenzen gebündelt worden sind und eine besondere Expertise in der Geburtshilfe vorhanden ist.“ In der Harzregion ist die Geburtshilfe am Harzklinikum die größte und leistungsstärkste – im Vorjahr sind dort 1276 Mädchen und Jungen geboren worden, darunter 24 Zwillingspaare. Privatdozent Dr. Markus Hermsteiner betont als Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, dass das Harzklinikum für alle Schwangeren ein stets verlässlicher Partner ist: „Unsere Kreißsäle sind rund um Uhr an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Zu jeder Zeit sind zwei Hebammen im Dienst, eine weitere ist per Rufbereitschaft ständig erreichbar.“ Insgesamt verfügt das Haus über 22 angestellte Hebammen, so dass sich schwangere Frauen – ganz gleich ob weit vor oder rund um den Geburtstermin – auf individuelle Betreuung verlassen können. Hinzu kommt, dass Dr. Uta Schulze als verantwortliche Oberärztin der Geburtshilfe seit mehr als zehn Jahren eine Sprechstunde für vorgeburtliche Ultraschalldiagnostik anbietet, in der jährlich mehr als 1000 dieser hochspezialisierten Untersuchungen stattfinden. „Auch das ist für Patientinnen in einem Perinatalzentrum unerlässlich“, betont PD Dr. Markus Hermsteiner
„Wir sind heute stolz und zufrieden“, sagt Dr. Henning Böhme der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Seine Klinik ist für die medizinische Versorgung von rund 1500 Geburten vor allem in den Kreisen Harz und im niedersächsischen Goslar verantwortlich. Mit beachtlichen Zahlen allein im Bereich der Neonatologie: Die Intensivstation für Früh- und Neugeboren hat mit Umzug im September 2021 die modernen Klinikräume nutzen können. „Seither haben wir bis Ende September 190 Patientinnen und Patienten versorgt. Darunter immerhin 93 Frühgeborene mit weniger als 37 Schwangerschaftswochen – normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen“, informiert der Chefarzt. „Unser Pflege- und Ärzteteam zeichnet neben der hohen medizinischen Expertise eine langjährige Erfahrung in der entwicklungsfördernden und familienorientierten Behandlung dieser kleinen Patienten aus.“ Familien werden im Harzklinikum bei den teils wochenlangen Aufenthalten der Frühchen mit Empathie und intensiver Zuwendung begleitet, erläutert Dr. Henning Böhme.
„Die Anerkennung, jetzt Perinatalzentrum zu sein, haben wir als Haus tatkräftig vorbereitet und viele Jahre begleitet“, erklärt Dr. Matthias Voth als Ärztlicher Direktor. Sowohl die Frauenklinik als auch die Kinderklinik im Wernigeröder Haus zu konzentrieren, ist dafür der richtige Weg gewesen. „Alle werdenden Eltern in der Harzregion wissen, bei Fragen und Diagnostik rund um die Geburt, zur Entbindung und – falls notwendig – anschließender hochqualifizierter medizinischen Betreuung – finden sie alles in unserem Wernigeröder Harzklinikum unter einem Dach.“ Dass das Harzklinikum fortan in der Frühgeborenenmedizin als Perinatalzentrum tätig sein kann, fasst Dr. Matthias Voth so zusammen: „Wir können hier ganz große Medizin für die ganz Kleinen bieten.“